Erster Facharbeitskreis von INFRASense
Expert:innen diskutieren mit dem Projektteam

Am Donnerstag, den 5 Mai 2022 fand der Facharbeitskreis vom Projekt INFRASense als Online Event statt. Expert:innen aus dem Bereich der Verkehrs- und Fahrradinfrastruktur sowie weitere Interessierte waren eingeladen Anforderungen der verkehrsplanerischen Praxis zu diskutieren und ihre Erfahrungen und Expertise in das Projekt INFRASense einfließen zu lassen.

45 Teilnehmende haben im ersten Facharbeitskreis des Projekts INFRASense für einen regen Austausch und vielseitige fachliche Diskussionen gesorgt.

Den Einstieg gestaltete Peter Gwiasda aus dem Planungsbüro VIA mit einem Input zu INFRASense als Ansatz für eine crowdbasierte Erfassung der Radverkehrsqualität.



Das mFUND geförderte Forschungsprojekt INFRASense zielt darauf ab, eine datenbasierte Unterstützung der Radverkehrsplanung zu entwickeln. Dieses soll durch eine automatisierte Auswertung von Sensordaten umgesetzt werden, welche durch Bürger:innen erfasst und anschließend in Form einer (Web-)Applikation bewertet und visualisiert werden. Ziel ist eine einheitliche Bewertung der Radverkehrsqualität auf Basis von Wartezeiten, Störungen im Verkehrsablauf und Erschütterungen durch bauliche Mängel.

Der anschließende Fachvortrag von Verkehrsplaner Michael Haase fokussierte das Regelwerk der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Die Hinweise zur einheitlichen Bewertung von Radverkehrsanlagen (H EBRA) geben die Kriterien vor, nach denen die Qualität eines Radverkehrsnetzes zu bewerten ist. Dabei geht es hier ausschließlich um die Bewertung und nicht die Datenerhebung. Diese kann in unterschiedlicher Weise, z.B. auch durch eine Sensorik erfolgen. Wichtig ist, dass sowohl Sicherheits- als auch Komfortmängel erfasst werden. Beide werden auf ein einheitliches Maß, die Verlustzeit, gebracht. Ziel ist eine einheitliche Bewertung im Sinne von Schulnoten 1 bis 6. Diese kann auf Streckenabschnitte und ganze Netze umgelegt werden.

Mit Hilfe eines Miroboards wurden anschließend in zwei Kleingruppen die Anforderungen an die Daten in den Fokus gestellt. In der einen Gruppe wurde dies anhand der Probleme in der Infrastruktur und Störungen des Verkehrsablaufs, in der anderen Gruppe anhand der Routenwahl sowie der Warte- und Verlustzeiten diskutiert. Über das Leitfragenpaar “Welche Daten stehen bereits … zur Verfügung?” und “Welche Daten erwarten sie sich durch das Crowdsourcing?” sollten Hinweise auf mögliche Schwerpunkte für die Datenerhebung in INFRASense gewonnen werden. Dass Unfalldaten in hoher Qualität und Daten zur Radverkehrsinfrastruktur noch in sehr unterschiedlicher Qualität vorliegen, war weitgehender Konsens in beiden Gruppen. Außerdem bestand eine Übereinstimmung, dass die “Heatmaps” zur Routenwahl einen guten ersten Eindruck vermitteln, aber noch keine zuverlässige Hochrechnung zulassen. Ein erhöhter Bedarf an Informationen wird zu Wartezeiten, Verlustzeiten, Störungen und Konfliktdichten erwartet.

 

In einem zweiten Fachinput stellte Dr. Sven Lißner von der Technischen Universität Dresden die Nutzungspotenziale von Fahrrad-Apps in der kommunalen Praxis vor. In diesem Vortrag wurde dezidiert herausgearbeitet, welche Möglichkeiten auch heute schon durch die Nutzung von Smartphone-Daten bestehen. Auch Wartezeiten an Knotenpunkten und Fahrgeschwindigkeiten lassen sich ermitteln. Besonders interessant waren die Hinweise auf Fehlerquellen und die Möglichkeiten diese zu eliminieren.

Abschließend konnten die beiden Arbeitsgruppen noch einmal eine Rückmeldung zur künftigen geplanten Anwendung der Daten geben. Dabei standen die Themen “Grundlage für den Bürger:innendialog” und “Optimierung des Mitteleinsatzes beim Ausbau der Infrastruktur” im Vordergrund. Eine bessere Vergleichbarkeit auch mit anderen Kommunen wurde eher als Nebeneffekt gesehen. Für das Projekt INFRASense und auch darüber hinaus konnte vom Projektteam mitgenommen werden, dass die Qualitätsbewertung von Radverkehrsanlagen ein überaus aktuelles Thema ist und die Erwartungen an die Projektergebnisse entsprechend hoch sind.

 


Das INFRASense Team hat sich sehr über die rege Teilnahme und den fachlichen Input gefreut. Herzlichen Dank an alle Teilnehmende! 

Die Ergebnisse werden in den kommenden Wochen aufgearbeitet und in die weitere Ausgestaltung des Projektes einfließen. Wir freuen uns schon sehr auf den Input und den Austausch im zweiten Facharbeitskreis.


Vorstellung beim EU-Programm Covenant of Mayors for Climate & Energy
Das INFRASense Projekt erfährt ein breites Interesse – auch auf EU-Level.